+ 14

Globale Ausbeutungskomödie schaut vom Osten auf den Westen.

 

 

Das Stück „Ostmark“ (pol. Ciemny las) von Andrzej Stasiuk  versammelt in einem finsteren Wald drei Waldarbeiter aus dem unendlich tiefen Osten. Sie werden von einer gelangweilten, vergreisten West-Familie beschäftigt, überwacht und ausgebeutet. Der Junge, der Alte und der Kahle fügen sich aus recht unterschiedlichen Gründen in diese Verhältnisse. Bedroht werden sie von ihren Arbeitgebern und dem Lohndumping der „Chinesen“.

Als der Junge von einem Baum erschlagen wird, seine Frau anreist, um ihn zu besuchen und die Leiche nicht mehr zu verbergen ist, kippen die Machtverhältnisse. Eine neue Zeit scheint anzubrechen. Doch auch hier dreht sich wieder alles ums „Haben wollen“.

Das Stück verzerrt bekannte Verhältnisse ins Lächerliche. Bis es einem im Hals stecken bleibt, gibt es viel zu lachen über die jämmerlichen, seltsam bekannten Figuren, die Stasiuk voll schwarzem Humor gezeichnet hat.


Mit:
Hanna Balzer, Heidrun Felske, Inga de Boer, Ute Steineke, Nikki Krisch, Gerd Mannasse, Henning Mentzel, Wilfried Stüven, Kai Stadelmann, Florian Struckmeier, Michael Veenhuis, Petra Vornkahl.

Inszenierung: Astrid Müller

Bühne/Video: Rainer Weber

Ton: Marc Pira

Kostüme: Kinga Jarszynka

Licht: Uwe Schlosstein

Deutsche Erstaufführung: 17.09.2010

Weitere Termine: 18., 19., 24., 25., 26.09.2010

Das Projekt wurde gefördert durch die Kulturwerkstatt westend und die Arbeitnehmerkammer Bremen.

 

+ 9

Eine Kakophonie der Macht

 

Der in Bremen lebende französische Klangkünstler Marc Pira präsentiert ein Hörstück für 4 Lautsprechergruppen.

Eine elektroakustische Komposition wird zum „Loblied der Unterwerfung“. Der Künstler konfrontiert die „Alternativlosigkeit“ des Neoliberalismus mit dem klaren Willen der Politik, den Abbau des Sozialstaats voran zu treiben.

Krach und Stille, laute und leise Töne lassen die Klangcollage zwischen sparsamen und opulenten Klanggebilden schwanken.

Medien und Politik liefern das Klang- und Textmaterial, das zerrissen, verfremdet und neu zusammengesetzt wird, um die Raum füllende Klanglandschaft zu produzieren. Kurze Zeichentrick-Auftritte der Helden des öffentlichen Lebens rhythmisieren den ansonsten meist dunklen Raum.

Idee, Ton, Bild: Marc Pira
Sprecherin: Astrid Müller
Video: Dennis Tan
Licht: Uwe Schlosstein

18., 19., 25., 26.11.2011

Ein Projekt der Reihe „Macht-Räume”, gefördert durch die Arbeitnehmerkammer – Bremen.

 

 

+ 5

Edgar Allan Poe – Lesung im Dunkeln

 

 

Zwischen den Lofoteninseln Moskoe und Vurrgh gerät ein junger Fischer mit seinen Brüdern und ihrem Boot in den gewaltigen Gezeitenstrom, der zwischen den Inseln, dreht und mahlt und alles mit sich in die Tiefe reißt. Während beide Brüder untergehen, gelingt es dem Jüngsten, sich durch Beobachtung der Naturgesetze im Strudel zu retten – weißhaarig geworden, in wenigen Stunden gealtert, kehrt er zurück ans Ufen, wo niemand ihn wiedererkennt.

Die Lesung beginnt in völliger Dunkelheit. Allmählich erhellen kleinste Lämpchen Objekte im Raum, die die Hörer*innen Teil des Erlebten werden lassen.

Mit: Astrid Müller

Bühne, Objekte und Licht: Astrid Müller

05.07.2009

Hörbuchproduktion des Sujet – Verlags und Speicherbühne Mobil

 

Die Autorin Doan Bui
Doan Bui wurde 1976 als Tochter einer nord- und südvietnamesischen Familie in deren Exil in Paris geboren. Als Chefreporterin der Wochenzeitschrift „Le Nouvel Observateur“ schreibt sie viel beachtete Reportagen. Für eine Reportage über die Migration von Menschen, die über die Türkei und Griechenland nach Europa gelangen wollen, wird sie mit dem Albert – Londres – Preis ausgezeichnet.

Der Roman
Die Autorin steigt mit ihrem ersten biografischen Roman tief ein in die Geschichte ihrer Familie. Sie selbst fühlt sich als Französin und versteht das Verhalten ihrer Eltern oft nicht. Die Mutter besuchte als privilegierte Tochter reicher Südvietnamesen ein französisches Gymnasium in Saigon, während der Vater fast nichts über seine nordvietnamesischen Wurzeln erzählt. Das funktioniert, weil die Familie sich auch nicht besonders dafür interessiert. Man will „französisch“ sein und so akzeptiert werden. Als der Pathologe plötzlich einen Schlaganfall erleidet und sich nur noch mit zwei Vokalen artikulieren kann, begreift die Autorin allmählich, wie wenig sie von diesem Vater weiß. Sie, die als Journalistin viele Reportagen über Migranten recherchiert und veröffentlicht hat, beginnt nun professionell die eigene Familiengeschichte zu erforschen. Während dieser Familienreise, auf die sie die Leser mitnimmt, „schwimmt“ sie zwischen den Kulturen und versucht Brücken zu bauen.

Die Sprecherin
Astrid Müller arbeitete nach einem Germanistik- und Kunststudium einige Jahre im Brotberuf als Lehrerin. Über Zeichnungen, Malerei, Performance erschloss sie sich den Bühnenraum als Betätigungsfeld und fand nach dem Studium der Theaterwissenschaften ihren Platz auf, hinter und vor der Bühne. Viele Jahre war die Speicherbühne in der Bremer Überseesatdt der Ort, an dem sie mit Kolleg*innen sinnliches Theater für experimentier- und denkfreudige Menschen produzierte.

Die Hörbuchproduktion wurde gefördert durch die Karin und Uwe Hollweg Stiftung

+ 11

Szenischer Spaziergang durch den Waller Park

 

…ihren Wurzeln, den Menschen, die sie pflanzten, abholzten, erkletterten oder verlassen mussten. Die Geschichten über Bäume, die im eigenen Leben eine besondere Rolle spielten, wurden in Interviews gesammelt und werden im Waller Park erzählt. „Lasst uns von Bäumen sprechen… und auch von dem, worüber wir nicht reden, während wir von Bäumen sprechen.“ Die Geschichten erzählen von freiwilligen und erzwungenen Wanderbewegungen.

Mit: Inga de Boer, Hans Drechsler, Heidrun Felske, Guy Halbout, Gerd Mannasse, Madjid Mohit, Ute Steineke,
Wilfried Stüven, Enise Tasdemir, Petra Vornkahl.
Inszenierung: Astrid Müller
Licht: Uwe Schlosstein
Ton: Marc Pira

12., 13., 18., 20.09.2015

Ein Projekt des westend-Theaters

+ 18

Szenische Lesung des Romans von Alina Bronsky

 

 

Baba Dunja ist eine Tschernobyl- Heimkehrerin. Wo der Rest der Welt fern von Weißrussland und der Ukraine nach dem Reaktorunglück strahlende Wälder, Erde und Waldfrüchte fürchtet, baut Baba Dunja sich mit einer Handvoll Gleichgesinnter ein neues, selbstbestimmtes Leben auf.

Was für ein Leben kann das sein und was macht dieses ländliche Leben, völlig abgeschnitten von Kommunikation und staatlicher Infrastruktur für diese Menschen so attraktiv, dass sie zurückkehren in die Todeszone?

Die szenische Lesung thematisiert die Folgen des gut verdrängten Reaktorunfalls für die damals evakuierte ländliche Bevölkerung. Ein Todesfall, zwei Hochzeiten und eine Menge skurriler Figuren machen aus der Katastrophe einen Theaterabend, bei dem Lächeln und Erschrecken eng beieinander liegen.

Mit: René Abé, Sheyar Alessa, Bettina Büskens, Ilka Cook, Richard Cook, Heidrun Felske, Andreas Malkwitz, Gerd Mannasse, Hilde Pontzen, Charlotte Schieren, Wilfried Stüven, Barbara Sütterlin, Enise Tasdemir

Inszenierung: Astrid Müller

Bühne: Astrid Müller, Marc Pira

Sounds: Marc Pira

Licht: Uwe Schlosstein

​18., 19., 31.03., 02.04.2017

Eine Produktion des westend-Theaters

+ 8

 

Szenische Lesung nach „Das Hörrohr“ von Leonora Carrington

Die Malerin, Bildhauerin und Autorin Leonora Carrington schrieb vor über 100 Jahren diesen Roman, der keineswegs von gestern ist. Er erzählt von alten Weibern, die ins Heim abgeschoben werden, sich wehren und ein aufregendes Leben als Täterinnen einem Leben als Opferlamm vorziehen.

Mithilfe ihrer Freundin Carmella und dem Hörrohr gelingt es der 94-jährigen Marian, sich zusammen mit ihren Gefährtinnen ein Leben in Selbstbestimmung und Freiheit zu erobern. Dass dabei ihre korrupte und materialistische Umgebung untergeht und Natur und Mensch sich neu ordnen, scheint am Ende als Gesellschaftsutopie zwischen klirrend kalten Schneeflocken auf. Skurril, witzig, frech.

„Dieses herrliche Hörrohr wird dein Leben verändern!“ (Carmella)

Mit:  Astrid Müller und Renate Neumann
Sounds: Marc Pira

Celloeinspielung: Renate Neumann

Bühne: Astrid Müller

Licht: Uwe Schlosstein

10., 11.11.2017

11.01., 23., 24.11.2018

Kooperation von „sprechkontakt“ und Speicherbühne

Gefördert durch die Karin und Uwe Hollweg Stiftung, Waldemar Koch Stiftung, Bremer Literaturkontor.